Wer sind die Momos und welche Ziele haben wir ?

 

Die Momos sind die Interessenvertretung von entkoppelten,wohnungs- und obdachlosen jungen Menschen. Die meisten von uns sind selbst von Wohnungslos- und Obdachlosigkeit betroffen (gewesen). Wir kennen das Leben auf der Straße und Jugendhilfesystem in Deutschland aus eigener Erfahrung. Deswegen tauschen wir uns über Erlebtes aus und geben uns gegenseitig Unterstützung und Halt. Außerdem weisen wir mit Konferenzen oder anderen öffentlichen Aktionsformen auf Probleme hin und stellen gemeinsam Forderungen gegenüber Politik und der Verwaltung, damit es künftig besser läuft. 

 

Warum der Name "Momo"?

Mit dem Namen Momo möchten wir uns auf die bekannte Geschichte „MOMO Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ von Michael Ende beziehen.

 

Momo, die Protagonistin, ein Kind mit pechschwarzem Lockenkopf, ohne Eltern, von einem schrecklichen Heim weggelaufen, lebt alleine am Rande einer Großstadt in einer Ruine eines alten Amphitheaters.  Außer den Dingen, die sie findet oder geschenkt bekommt, besitzt das Mädchen nichts Materielles. Dafür jedoch verfügt sie über die außerordentliche Gabe andere Menschen wahrzunehmen und ihnen mit großer Empathie zuzuhören. Die Kinder kommen gerne zu ihr um zu spielen.

 

Eines Tages kommen die grauen Herren, die Männer von der Zeitsparkasse in die Stadt, in der das Mädchen lebt. Mit ihren dauerhaft qualmenden Zigarren fangen die grauen Herren an den Menschen die Zeit zu stehlen. Mit der gestohlenen Zeit verschwindet auch die Freude und all die Liebe aus dem Alltag der Menschen. Die Menschen haben aufgehört sich zu begegnen und hetzen nun müde aneinander vorbei. Immer weniger Kinder kommen nun zu Momo, denn sie müssen jetzt jeden Tag in den „Kinderdepots“ verbringen.

 

Momo ist verzweifelt. Sie vermisst ihre Freunde. Sie möchte sich nicht den Werten der grauen Herren unterwerfen und so macht sie sich gemeinsam mit ihrer weisen Schildkröte Kassiopeia auf den Weg um die grauen Herren zu besiegen.  Dafür muss Momo den Menschen ihre von den grauen Herren gestohlene Zeit zurück geben. Dies gelingt Momo am Ende der Geschichte, sodass die Menschen wieder miteinander leben können.

 

So fiktiv die Geschichte von Michael Ende auch sein mag, erkennen wir doch etliche Parallelen zwischen der Welt, in der Momo lebt und unserer derzeitigen Gesellschaft. Abgehetzte Menschen, die Kinder und Jugendliche mit den Füßen treten, an ihnen vorbei hetzen, nicht zuhören und sie erst recht nicht wahrnehmen. Ein permanenter Leistungsdruck, mit steigenden Erwartungen unter der Prämisse, doch niemanden gerecht werden zu können. Menschen, die nicht als Mensch gesehen werden, sondern als Kapital.

 

Wir wollen mitbestimmen, was mit uns passiert !


 

 Wir fordern:

  1. Gesellschaftliche und politische Teilhabe
  2. Verwirklichung der UN-Kinderrechtresolution
  3. Ein bundesweites und internationales Netzwerk, um Informationen über die Belange und Bedürfnisse von jungen benachteiligten Menschen zu bündeln und verfügbar zu machen

Wir sprechen für junge Menschen,...

  • die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben bzw. von Wohnungslosigkeit bedroht sind
  • die keinen festen Wohnsitz oder Obdach haben
  • die von der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe ausgeschlossen sind
  • die am Rande der Gesellschaft leben
  • die in der Jugendhilfe sind
  • die von den sozialen Sicherungssystemen nicht oder nicht mehr erreicht werden
  • die mittellos in prekärer Lage leben.

All diese Probleme kennen wir. Wir haben sie auch gehabt. Deshalb wollen wir etwas ändern an unserer und eurer Zukunft.

 

 

Nach 5 Jahren MOMO

 

Das bedeutet für mich nicht nur 5 Jahre Ideenentwicklung und Austausch mit und für junge Menschen, um das Leben vieler in schwierigen Situationen zu verbessern, vor Allem bedeutet es für mich 5 Jahre reden, bitten, betteln, dass uns endlich Raum gegeben wird, der uns das endlich ermöglicht. Dass wir respektiert werden und als gleichwertige Mitglieder einer Gesellschaft anerkannt werden, die uns aufgrund verschiedener Umstände degradiert, wegschiebt, vergisst und kriminalisiert.

 

Wir wollen nicht mehr warten, nicht mehr ruhig bleiben, fragen und betteln, denn die Probleme die wir haben und die Gefahren denen wir uns aussetzten müssen bleiben die gleichen, Jahr für Jahr.

 

Wir wollen endlich Veränderung, Wohnraum, Notschlafstellen, Schutz. Dass die Arbeit aller, ob junger Menschen, Sozialarbeiter, Erzieher oder Ehrenamtlicher endlich anerkannt und verdammt nochmal gewürdigt wird.

Wir müssen inzwischen heraus brüllen, dass wir alle Menschen sind, dass alle eure Titel, euer Geld nichts bedeutet, weil ihr eure Menschlichkeit verliert. Dass keiner von uns eine Wahl oder Einfluss darauf hat, wie und wo wir geboren werden. Wir alle müssen verstehen, dass jeder Mensch, ob groß, ob klein, sauber oder dreckig, mit oder ohne zu Hause wertvoll ist.

 

Wir fordern seit Jahren die Schaffung von Lebensgrundlagen, Notschlafstellen, unbürokratischer Hilfen, und Wohnraum für mehr entkoppelte, verletzte und verdrängte junge Menschen, als manch einer glauben mag. Es mangelt an jeder Ecke und zwar nicht erst seit gestern - von medizinischer Grundversorgung über Sicherheit bis hin zu Wertschätzung. Dass die Leute, die die Befugnisse haben, endlich sehen, dass etwas passieren muss, dass was ihr "Volk" wirklich braucht, ist was wir wollen.

 

Wir haben keine Lust mehr uns sagen zu lassen, dass es Zeit brauche, dass es nicht so einfach sei; denn Zeit ist, was viele von uns nicht mehr haben.

 

Wie schnell würde es gehen, wenn Politiker oder andere Enscheidungsmitwirkende nur eine Woche fühlen und sehen müssten, was man als Kind auf der Straße fühlen und sehen muss.

 

Wie ist es zu flüchten, vor Gewalt jeglicher Art, vor der unmenschlichen Behandlung in geschlossenen Unterbringungen, vor Missachtung und Angst. Wir wollen sichtbare, nein fühlbare Veränderungen, denn wir sind viele und wir sind eure Zukunft und keine Imageaufarbeitung. Unsere Angst, unser Schmerz, unsere Probleme sind real. Ich will nicht bangen, um eine Zukunft in der mein Sohn gut und sicher aufwachsen kann, sondern ich will, dass sie heute beginnt."

 

Trietze aus Hamburg