Die 3. Bundeskonferenz der Straßenkinder...

Inhalte der 3. Bundeskonferenz der Straßenkinder

Drei Tage saßen wir in Jamlitz beisammen. Herausgekommen sind wunderschöne Utopien in denen klar ersichtlich wurde, was für eine Welt wir uns wünschen. Dabei haben wir zu insgesamt zu den folgenden vier Themen Workshops organisiert:

Zusammenfassung der 3. Bundeskonferenz

„Wir haben Utopien entwickelt, an denen wir mit Ihnen arbeiten wollen!“

Straßenkinder überbringen Bundesjugendministerin Vorschläge der 3. Bundeskonferenz

 

„Wir wollen mehr Straßenkinder zu Sozialarbeitern ausbilden!“ Das war einer der Vorschläge zur Verbesserung der Lebenssituation entkoppelter Jugendlicher, die Flo am 12. Juni mit sechs weiteren Mitgliedern von MOMO – The Voice of disconnected Youth im Namen der Teilnehmer der 3. Bundeskonferenz der Straßenkinder Bundesjugendministerin Katarina Barley überbrachte.

 

Die MOMO’s schlugen dafür ein Modellprojekt vor, bei dem ehemalige Straßenjugendliche im Tandem mit Sozialarbeitern drei Jahre lang aufsuchende Sozialarbeit leisten und danach an einer Hochschule Soziale Arbeit studieren können.

 

Ein weiterer Vorschlag war, dass Werbeträger einen bestimmten Prozentsatz Sozialwerbung schalten müssen, nach dem Vorbild des sozialen Wohnungsbaus. So könnten Kinderrechte, Einrichtungen der Jugendhilfe und Ombudsstellen, bei denen Kinder und Jugendliche sich beschweren können, beworben werden.

 

Die MOMO’s forderten generell faire Chancen, ihre Fähigkeiten und Talente nutzen können – um sich so in die Gesellschaft einzubringen.

 

Jörg Richert, Geschäftsführer der Hilfsorganisation KARUNA will in der Jugendhilfe auf der Erfahrung der Betroffenen aufbauen. Universitäten sollten den Zugang zu einem Studium der Sozialarbeit erleichtern. Denn: In den „Straßenkindern“ stecke jede Menge Potential.

 

Laura von den MOMO’s  hat Tacheles mit der Jugendministerin geredet: „Das Ziel von MOMO ist, die deutsche Jugendhilfe zu revolutionieren. Wir wollen Alternativen für die Notschlafstellen für Jugendliche aufbauen und wissen, wie das gehen kann.“

 

Nach dem Prinzip Housing First, wie es schon in Dänemark umgesetzt wird, würden Menschen, die Gefahr laufen, obdachlos zu werden, ohne Umwege auch eine eigene Wohnung bekommen. Sie müssten sich also dafür nicht mehr schrittweise qualifizieren und deshalb auch gar nicht erst auf der Straße landen.

 

„Doch nach zwei Bundeskongressen und der zugesagten Hilfe  der früheren Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig ist nichts passiert. Der versprochene Dialog ist ausgeblieben.“

 

Die Bundesfamilienministerin hörte sehr aufmerksam zu und sagte: „Ich finde es beeindruckend, wie ihr euch selbst organisiert habt, um Euren Anliegen Gehör zu verschaffen.

 

Ich fände es schön, wenn ich oder jemand aus meinem Ministerium bei eurem Kongress vorbeikommen könnte.“ Vielleicht könne sie dann auch Vertreter anderer Ministerien dafür begeistern, damit die obdachlosen Kinder und Jugendlichen von der Politik die angemessene Aufmerksamkeit erhalten.

 

„Es ist zwar schön, wenn ihr Resultate, also Forderungen, auf den Tisch legt. Aber ein gemeinsames Gespräch ist vielleicht fruchtbarer.“ Sie versprach Laura und den anderen MOMO’s mit einem Augenzwinkern: „Ich bin ja erst frisch im Amt und daher noch für vieles empfänglich.“

 

Sie lobte auch die von den MOMO’s entwickelte Hilfefinder-App MOKLI, mit der entkoppelte Jugendliche im Internet Schlafplätze suchen, einen Arzt finden oder nachschauen können, wo es eine kostenlose Mahlzeit gibt. 3.500 Stellen in ganz Deutschland sind registriert. „Das ist keine kleine Sache“, so Katarina Barley.

 

Katarina Barley weiter: Kinder und Jugendliche müssten im Kampf gegen Obdachlosigkeit befähigt werden, „ihre Rechte geltend zu machen“. Daher schätze sie die Arbeit der Jugendhilfsorganisation MOMO sehr.

 

„Die Rechte von Kindern und Jugendlichen seien bisher in der Gesetzgebung vernachlässigt worden, zugunsten der Rechte der Erwachsenen.“ Die SPD habe vor, daran etwas zu ändern. „Wir wollen die Kinderrechte ins Grundgesetz schreiben.“

 

 

Für die Pressekonferenz hatten sich die MOMO’s zusammen mit den KARUNA-Sozialgenossenschaftler*innen etwas Besonderes ausgedacht: Das Treffen mit der Jugendministerin fand auf der Straße statt. Im MOKLI-Lkw hatte Babette Brühl zwölf ihrer Bilder von Straßenkindern aus der Serie „Der liebende Blick“ ausgestellt.

 

Der LKW von Robert Gänsbacher, Chef der AL Transportdienst GmbH aus München, war zuvor durch ganz Deutschland getourt, um die Hilfefinder-App MOKLI bekannt zu machen.

 

Die Bilder von den Straßenkindern wird die Ministerin übrigens ab 4. September in ihrem Arbeitsbereich des Jugendministeriums ausstellen und wir, die Momos sind eingeladen.

 


Das war die 3. Straßenkinder-Konferenz (aus Sicht des MOMOs)

 

Die Geschichte der 3. Bundeskonferenz der Straßenkinder war für uns eine Sache von zunächst viel Skepsis, aber auch von wertvollen Lernprozessen, tollen Gruppenerfahrungen. In erster Linie war sie jedoch ein beeindruckendes Erlebnis, das Mut macht, niemals aufzuhören für unsere wundervolle Utopie zu kämpfen: eine Zukunft, die gesellschaftliche Partizipation für ALLE Kinder und Jugendlichen ermöglicht.

 

Die Richtung, in die wir wollten, konnte auf unseren Arbeitstreffen klar abgesteckt werden: Zwei Konferenzen hatten wir bereits geschafft, dabei die Probleme in allen Lebensbereichen entkoppelter Jugendlicher analysiert und angeprangert, aber besser geworden ist nicht viel. Die dritte Konferenz sollte nun den Anspruch haben, der Gesellschaft zu zeigen, wie es besser werden kann, welche konkreten Projekte entkoppelten Jugendlichen wirklich mehr Teilhabe ermöglichen können.

 

Die Menge an Aufgaben war natürlich trotzdem noch groß, das Stressniveau nahm von Woche zu Woche beständig zu, und entsprechend entwickelte sich manchmal die Arbeitsatmosphäre. Aber nichts desto trotz hatten wir ein klares gemeinsames Ziel, von dem alle Beteiligten überzeugt waren, und für das alle bereit waren, einen Teil beizutragen.

 

Und so fanden wir uns letztendlich in unserem Teambesprechungsraum wieder, wenige Augenblicke vor der Konferenz. Allen war klar, dass vieles noch nicht vollständig vorbereitet war, die Zahl der ankommenden Teilnehmer*innen trug ihr Ernüchterndes bei und sorgte gemeinsam mit der allgemeinen Nervosität für recht konfliktgeladene Kommunikation. Aber als der Moment gekommen war, und die Konferenz begann, zeigte sich sofort, dass alle wussten, wo es hingehen sollte. Die Motivation war voll und ganz zurück, bei Problemen wurde effizient und flexibel improvisiert.

 

So auch bei der Organisation der Workshops, die den inhaltlich wichtigsten Teil der Konferenz ausmachen sollten. Zunächst war die Bereitschaft der Teilnehmer*innen, sich für einen Workshop anzumelden recht niedrig. Als dann kurzum entschieden wurde, einfach jedes Thema auf der Bühne vorzustellen und Interessierte einzusammeln, kamen doch einige sehr unterschiedlich große, aber vielversprechende Arbeitsgruppen zusammen. Ein paar Themen mussten leider zurückgestellt werden, aber das Spektrum an bearbeiteten Problemfeldern war groß genug, um breit gefächerte Ergebnisse zu produzieren.

 

In den Workshops erlebten wir viele junge Menschen, die nicht nur unsere Träume teilen, sondern die uns mit Begeisterung und Ideen unglaublich bereicherten, die teilweise gar nicht mehr aufhören wollten zu arbeiten und die mehr als bereit waren, sich auf unsere Anregungen in der Moderation einzulassen und sie geduldig und mit viel gegenseitigem Respekt in sehr greifbare Ergebnisse zu wandeln.

 

Jamlitz, aufgrund seiner Abgelegenheit nicht unbedingt geeignet um viele Jugendliche für politische Arbeit zusammenzubringen, erwies sich als fantastischer Ort, um diese Atmosphäre zu unterstützen. Es gab genug Rückzugsräume für jeden, der sie brauchte, aber genauso viel Raum für gemeinsames Zusammenkommen, Lagerfeuer, Musik, Essen… Es entstand ein Ort, der geprägt war von großer Solidarität, und den jeder mit dem Gefühl verlassen konnte, wirklich etwas erreicht zu haben. Unsere vielen Berater*innen und Unterstützer*innen halfen uns sehr liebevoll, diese Atmosphäre zu  erhalten.

 

Die Konferenz hinterließ uns alle erschöpft, aber auch stolz, als eine sehr heterogene Gruppe mit Platz für jeden und mit sehr konkreten Aufgaben.

 

Die Ergebnisse entsprachen nicht in jedem Workshop dem, was wir uns vorgestellt hatten. Die Arbeit in den Workshops ging stets ihre eigenen, unvorhersehbaren, und wertvollen Wege, aber überall ließen sich dringende Handlungsfelder mit sehr intelligenten Lösungsansätzen erkennen. Diese nun an der Seite von KARUNA e.V. fortzuführen und zu entwickeln, ist unsere anspruchsvolle Aufgabe, und wir hoffen dass uns viele der auf der Konferenz neugewonnenen Mitstreiter*innen dabei unterstützen werden!